Da müssen wir mit aller Schärfe protestieren:
Wir Mäuse aus Monaco de Baviera haben da nicht mitgespielt!
Doch der Bericht zeigt auch uns, wie man Kater und Maus spielt - bei den Menschen.
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03.01.2012Springer und der Bundespräsident
Spielen mit der Maus
In der Causa Wulff spielt die "Bild"-Zeitung eine zentrale Rolle ohne sie selbst einzunehmen. Und sie sah die Zukunft schon lange voraus.
von Steffen Grimberg
Aus dem Schwitzen kommt Herr Wulff nicht mehr raus.
Bild: reuters
Es ist eine barbarische, aber im Tierreich nicht ganz unbekannte Gewohnheit, dass Jäger mit ihrer Beute noch etwas spielen und auch niedere Mitglieder ihres Rudels ein bisschen am Spaß teilhaben lassen, bevor zugebissen wird. Auf den Bundespräsidenten und die Medien übertragen, sieht dieses Szenario so aus: Während der nicht überall geschätzte Boulevard-Großkater Bild gnädig zuwartete, durften zunächst die niedlich-seriösen Kätzchen FAS und Süddeutsche die Maus im obersten Amt des Staates jagen, bis Bild selbst nochmal zart fauchte.
Das füllte an diesem Dienstag dann einen Gutteil der für die große Politik reservierten Seite 2 von Bild, die schon bekannten Einzelheiten der Wulff'schen Drohanrufe beim Bild-Chefredakteur Kai Diekmann wurden nochmal „in eigener Sache“ geschildert. Mehr brauchte es auch nicht, weshalb sich das Blatt klug jedes Kommentars enthielt und auch Franz-Josef Wagner lieber an den „lieben Uli Hoeneß“ schrieb.
Bei der Affäre um Christian Wulff reicht es, auf die Kräfte der Selbstversenkung zu setzen und klug über Bande zu spielen. Dass hatte Bild de facto sogar öffentlich angekündigt, in einem Kommentar von Nikolaus Blome, der sich im Nachhinein wie eine Prophezeiung liest: „Das reicht nicht, Herr Wulff!“, hatte der einen Tag nach Wulffs Drohanrufen, von denen Blome als Mitglied der Bild-Chefredaktion Kenntnis hatte, geschrieben. Und süffisant hinzugefügt, Politiker stürzten „selten nur wegen einer Affäe an sich.
In der Regel stürzen sie darüber, wie sie mit der Affäre umgehen“. Blome weiter: „Wenn er so weitermacht, wird Christian Wulff diese Regel bestätigen.“ Noch liege der Ausgang, so der Bild-Leitkommentar am 14.12., „weitgehend beim Bundespräsidenten selbst. Aber – auch das lehrt die Erfahrung – nicht mehr lange.“
Es war Weihnachten
Darüber zu spekulieren, wer nun wem wann was erzählte, ist müßig: Die Anrufe Wulffs waren das Thema in den Bild-Redaktionskonferenzen dieser Adventstage. Die Schar der Mitwisser ist so groß, dass man eher fragen könnte, warum es so lange gedauert hat, bis etwas durchsickerte. Auch da scheint die Antwort klar: It was Weihnachten, stupid!
Und weil auch am Silvesterwochenende, als die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung eher versteckt als erste über den präsidialen Anruf bei Diekmann berichtete, viele Redaktionen noch beim Dinner for One saßen, brach die Empörung sich erst am 2. Januar so richtig Bahn.
So ganz wollte man bei Springer da das Heft dann aber doch nicht aus der Hand geben. Und so gab es noch vor der offiziellen Bestätigung der Bild-Chefredaktion am Montagnachmittag aus dem sonst stets gut zugeknöpften Verlag schon sachdienliche, wenn auch vertrauliche Hinweise.
Dass nun auch die Welt nachlegt und über Wulffs Versuch berichtet, bereits im Juni 2011 ein Porträt inklusive einer vom frisch gewählten Bundespräsidenten lieber vergessen gesehenen Halbschwester zu verhindern, passt ins Bild. Doch auch da hatte man sich wieder vertragen. Der Kontakt zum Haus Springer war schließlich stets ein besonderer. Schon bei seinem allerersten Sommerfest ein Jahr zuvor trat, so berichten Teilnehmer, der eben vereidigte Wulff umringt von der fast kompletten Bild-Führung aus Schloss Bellevue zu den Feiernden in den Garten.
Politische Vollmeise
Und auch das zeigt: Der Bundespräsident hat – pardon und bei allem Respekt vor seinem Amt – eine politische Vollmeise. Für manchen Landesfürsten mag es lohnend und notwendig erscheinen, mit den vermeintlich Medienmächtigen auf inniges Verhältnis zu machen. Das eher symbolische, aber deshalb gerade auf Unabhängigkeit und Integrität angewiesene Amt des Bundespräsidenten hatte und hat das nicht nötig.
Üblicherweise strahlte diese Erkenntnis auch auf die Amtsinhaber aus. Doch hier erweist sich Christian Wulff als fatale Ausnahme – für ihn, nicht für das Amt. Das wird diese Peinlichkeiten genauso locker verwinden wie den beleidigten Spontanabgang von Wulffs Vorgänger Horst Köhler. Weshalb die in manchen Kommentaren vergossenen Tränen über den „Schaden für das Amt“ nichts sind als blanke Hybris.
Christian Wulff, der oberste Mann des Staates, hat dagegen nicht nur das Konzept von Aufgabe und Verantwortung der freien Presse falsch verstanden, das er in Sonntagsreden im In- und Ausland gern bekräftig. Er hat sich nicht nur dabei erwischen lassen, wie er es für sich selbst außer Kraft zu setzen versucht.
Er hat sich mit seiner zornigen Nachricht für Kai Diekmann auch noch kleiner gemacht als nötig. Nils Minkmar hat es in der FAZ zum Niederknien auf den Punkt gebracht: „Der Bundespräsident redet auf Augenhöhe mit dieser Mailbox“. Damit sitzt die Maus in der Falle.
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