Donnerstag, 5. April 2012

Mäuse und ADHS - warum sind wir so zappelig?



Zappelphilipp-Gen entdeckt

Forscher wollen ein Gen gefunden haben, das ADHS auslösen kann. Fundort waren allerdings Mäuse.
Ein gewissses Gen scheint beim Zappelphilipp-Syndrom (ADHS) die Funktionen im Gehirn zu verändern. Dies fanden koreanische Forscher bei betroffenen Kindern heraus. Sie konnten in einem Experiment mit Mäusen nachweisen, dass der Defekt dieses Gens ein potenzieller Auslöser für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein kann.

Die Deaktivierung dieses Gens störte den Austausch zwischen bestimmten Hirnzellen. Die Mäuse entwickelten typische Krankheitssymptome wie erhöhte Bewegungsaktivität und eine geringere Lern- und Gedächtnisleistung. Die gleichen Medikamente, die zur Therapie betroffener Kinder verwendet werden, normalisierten ebenso das Verhalten der Mäuse. Mit diesen genetisch veränderten Tieren wäre es jetzt möglich, die Krankheit genauer zu erforschen, prophezeien die Wissenschaftler im Fachmagazin «Nature Medicine».
«Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass eine verringerte Aktivität des Gens GIT1 beim Menschen zur ADHS führen kann», sagen die Forscher um Eunjoon Kim und Changwon Kang vom Korea Advanced Institute of Science and Technology. Sie suchten zuerst nach Unterschieden im Erbgut von 192 an ADHS erkrankten und 196 gesunden Kindern. Dabei stellte sich heraus, dass eine geringfügige Abweichung im GIT1-Gen mit einer erhöhten Anfälligkeit für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung gekoppelt ist.

Zappelphilipp-Gen entdeckt

Im zweiten Schritt prüften die Wissenschaftler in Tierversuchen, ob das Ausschalten des Gens die Krankheitssymptome auslösen kann. Tatsächlich zeigten junge, genetisch veränderte Mäuse, denen das GIT1-Gen fehlte, in einer unbekannten Umgebung eine doppelt so große Bewegungsaktivität wie gesunde Tiere. Dieses Verhalten normalisierte sich mit dem Älterwerden, wie es auch beim Menschen geschieht: Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Kinder vergehen die Krankheitssymptome mit der Zeit.

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung

Labyrinthversuche und andere Tests ergaben darüber hinaus, dass Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit der ADHS-Mäuse ebenfalls beeinträchtigt waren. Medikamente, die auch bei erkrankten Menschen wirksam sind, linderten die Symptome. Methylphenidat, bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, und Amphetamin-Präparate drosselten die Hyperaktivität und verbesserten Gedächtnis und Lernvermögen der Tiere.

Das Gen GIT1 reguliert die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Sein Defekt verschiebt das Gleichgewicht zwischen erregenden und dämpfenden Signalen bei bestimmten Hirnzellen zugunsten der Erregung. Das könnte sowohl die normale Entwicklung des Gehirns als auch bestimmte Hirnfunktionen stören und die Krankheitssymptome erklären, vermuten die Forscher.

Fünf Prozent aller Schulkinder sollen von ADHS betroffen sein

Den Autoren der Studie zufolge sind etwa fünf Prozent der Schulkinder, hauptsächlich Jungen, von ADHS betroffen. Die Störung äußert sich, unterschiedlich stark ausgeprägt, in überaktivem, impulsivem Verhalten und Konzentrationsstörungen. Neben einer genetischen Veranlagung spielen auch psychosoziale Faktoren bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle.

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de/










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