Sonntag, 20. September 2009

Lamborghini und Leberkäs

Unruhig warf sich Rüdi auf den Sofa hin und her. Zuviele Bilder jagten durch sein Weißbier getränktes Mäusehirn. Was hatten sie auf der IAA nicht alles gesehen! Den neuen Audi mit 313 PS, den BMW 7ner, eine elektronische Ente und einen Ghost! Ja, einen Ghost! Glasklar war jetzt Rüdis Traum: Dieser Ghost war kein grünes Männchen mit freundlicher Empfehlung von Gott Alkohol,nein, er war ein richtiges Auto! Ach, murmelte Rüdi im Schlafrausch, ein Auto. Ein Traum! Ein Rolls Roys! Plötzlich sah er noch klarer: Vielleicht gar nicht verkehrt der Name. Sind nicht die, die ihn sich leisten können, dem Jenseits meistens ziemlich nah? Und dann der neue Jaguar XJ! Crazy hätte das sehen sollen! Die mit ihrem ewigen Gerede von der Krise! Krise, welche Krise?
Aber auch Fifi Berliner war nörgelig drauf. Wo ist der K.F.Piech fragte er immer wieder. K.F.Piech schien die einzige Attraktion zu sein, die ihn interessierte. Dabei war Fifi die Maus, mit der er am liebsten auf Tour ging. Fifi kannte sich aus. In allen Lagen und in Zügen. Schließlich stammte er aus dem Geschlecht der Tunnelmäuse. Sofort nach der Wende waren sie in München eingerollt. In einem Hanfbeutel, der eigentlich nur das Begrüßungsgeld transportieren wollte. Doch Fifis Urahn war von Münchnen Mainstation fasziniert. "Der sauberste Bahnhof, den ich je gesehen habe," mit dieser Bemerkung siedelte er sofort seine ganze Sippe um. "Endlich. Schon immer wollte ich meiner Familie eine gehobene Adresse bieten." Zum Glück hatte er nie erfahren, dass Generationen später die meisten Mäuse Berliner wieder kehrt machten. "Zurück in die Hauptstadt, raus aus der Provinz," hatten sie damals getönt. Rüdi konnte es ihnen nicht verdenken. Der Berline Hauptbahnhof war einfach ein neues Jahrhundert. Allerdings mußte man aufpassen, dass einem nichts auf den Kopf fiel.
Fifis Großvater war in München geblieben. Er lebte von Leberkäs-Semmeln und weigerte sich, seine Diät gegen Ende seines Mäuselebens noch einmal umzustellen. Fifi hatte diese Vorliebe geerbt. Genetisch, murmelte er immer, wenn jemand fragte, warum er denn nicht endlich auf Sushi umstieg, "genetisch. Schon mein Großvater ... ." Doch da hatten sich die anderen Mäuse schon lange abgewendet. Nur Rüdi, der hörte ihm immer zu. Und so waren sie Freunde geworden.

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